Letzte Woche stellte OpenAI den neuen in GPT-4o integrierten Bildgenerator vor. Seitdem wird das Internet mit Bildern im Studio Ghibli-Stil geflutet. Ein Vorgeschmack auf die Ästhetik der Zukunft, das uns Kommunikationsverantwortliche vor große Herausforderungen stellt.
Der neue KI-Bildgenerator von OpenAI ist ein Quantensprung in der Entwicklung von KI. Integriert in GPT-4o wird die Bildgenerierung vereinfacht, da nicht mehr zwei verschiedene Modelle für Text und Bild erforderlich sind. Mit einfachen Prompts oder hochgeladenen Dateien können fiktive Bilder erzeugt werden, die nahezu fotorealistisch sind. Das war zwar schon vorher möglich, nur eben nicht in dieser Qualität.
Ghiblifaction der Bildästhetik im Internet
In den letzten Tagen wurden jedoch nicht überwiegend fotorealistische Bilder geteilt, sondern Bilder im Zeichenstil des japanischen Animationsstudios Studio Ghibli. Bekannte Anime-Produktionen wie Mein Nachbar Totoro, Prinzessin Mononoke oder Das wandelnde Schloss stammen von diesem Studio. Der Begriff "Ghibli" bedeutet laut Wikipedia "heißer Sahara-Wüstenwind". Der Studio-Gründer Hayao Miyazaki wollte damit frischen Wind in die japanische Anime-Industrie bringen. Der Ghibli-Stil zeichnet sich durch Achtsamkeit, Reduktion und Langsamkeit aus und vermittelt Ruhe und Zen. Die Filme transportieren humanistische Werte und richten sich an alle Generationen. Neben Disney hat kein anderes Studio weltweit die Ästhetik von Animationsfilmen mehr beeinflusst.
Ghibli Ästhetik für politische Aussagen
Kein Wunder, dass Bilder aus dem kollektiven Gedächtnis der USA in der Ästhetik von Ghibli neu interpretiert wurden: Hitler in Paris, die Zwillingstürme von 9/11, die Ermordung von JFK oder das berüchtigte Gruppenfoto von Präsident Donald Trump mit Jeffrey Epstein. Soweit so gut, oder auch nicht.
Auch die US-Regierung hat Ironie und Zynismus der Meme-Kultur für sich genutzt. Nicht überraschend, gleichzeitig umso verstörender. So hat das Weiße Haus auf seinem X Kanal ein Meme veröffentlicht, das die Verhaftung einer weinenden, mutmaßlichen Fentanyl-Drogendealerin aus der Dominikanischen Republik zeigt. Ich weiß nicht, was ich erschreckender finde: die verniedlichende Cartoon-Ästhetik einer Verhaftung oder die Verwendung dieses Bildes auf einem offiziellen Regierungskanal.
Ethischer und nachhaltiger Umgang mit KI-Tools
Mit Blick auf die Entwicklungen der letzte Woche stehen wir vor wichtigen gesellschaftlichen Fragen, mit denen wir uns als Kommunikationsverantwortliche auseinandersetzen müssen:
- Wie gehen wir in Zeiten von Fake News, alternativen Wahrheiten und Geschichtsumdeutung verantwortungsvoll mit KI-Tools um?
- Wie bewerten wir geistiges Eigentum und sichern das Urheberrecht, damit menschliche Kreativität und Talent künftig noch einen Wert hat?
- Wie nutzen wir KI nachhaltig und zielgerichtet, um ihren Energieverbrauch und CO2-Fußabdruck zu kontrollieren?
Es wäre interessant zu wissen, wie viel CO2 letzte Woche weltweit durch die Nutzung des neuen KI-Bildgenerators erzeugt wurde. Für diesen Blog-Artikel habe ich bewusst auf eigene Experimente verzichtet. Ausnahme: Das Titelbild wurde mittels der integrierten KI-Bildfunktion von Microsoft CoPilot erstellt. Grundlage war das KI-generierte Bild des Microsoft Artikels von letzter Woche.
Quellen:
Kommentar schreiben