Fünf Module und diverse Learnings später: Maries Fazit zur systemischen Berater:innenausbildung

Die Beratung ist ein Erfahrungsberuf. Und genau diese Erfahrung hatte Marie (noch) nicht, als sie zum Auftakt ihres Traineeships bei consense am ersten Modul der sogenannten „Berater:innenausbildung“ teilnahm. Sie startete also mit frischem Blick in diese Workshopreihe, die sie in regelmäßigen Abständen durch ihre ersten Monate bei consense und auf dem Weg zur Kommunikationsberaterin begleitete. Was das consense-Team bei der Fortbildung überhaupt gemacht hat und welches Fazit Marie für sich aus der Zeit zieht, erzählt sie in diesem Blogbeitrag.

Die ominöse „systemische Berater:innenausbildung“

Was genau ist diese Fortbildung und was machen wir da? Diese Frage stellten nicht nur wir Berater:innen uns zu Beginn, sondern mit Sicherheit auch einige unserer Kund:innen und Geschäftspartner:innen, als wir wiederholt aufgrund der Workshop-Module Termine verschoben und Out-of-Office-Benachrichtigungen einstellten. Oder um es in den poetischen Worten unseres Freelancers zu sagen: „Wieso müssen wir verschieben? Habt ihr da schon wieder euer Ausbildungsdings?“

Hier die Kurzfassung: Die Weiterbildung fand in insgesamt fünf Modulen à zwei Tagen über eine Dauer von einem Jahr hinweg statt. Jedes der Module stand unter einem Leitthema: Systemische Beratung, Führung durch Kommunikation, Steuern von Teamprozessen, Konfliktsouveränität und Moderation. Angeleitet wurden die Workshops durch externe Coaches von STEP Consulting. Die beiden Workshoptage bestanden jeweils aus einer Mischung an theoretischem Input und dem praktischen Üben und Umsetzen. Inhaltlich bewegten wir uns von operativen Themen wie den richtigen Fragetechniken und Formulierungen bis hin zu sehr Persönlichem wie den eigenen Antreibern oder dem Verhalten in Konfliktsituationen.
 

Ganz nach dem Motto „Sharing is caring“ habe ich hier meine fünf wichtigsten Learnings zusammengefasst:

1. Jeder handelt und denkt als Teil des eigenen Systems.

Und fast noch wichtiger: Insbesondere als externe Berater:innen sehen wir meist nur ein Bruchstück des Ganzen. Im Berufskontext ist dieses System zum Beispiel das Unternehmen oder das Projektteam. In der Interaktion miteinander hilft es, sich immer wieder bewusst zu machen, dass jedes System in sich wirkt, mit all den darin bestehenden Prozessen und Beziehungen.

2. „Ich bin okay, du bist okay“

… wurde spätestens durch die Berater:innenausbildung zu einem wahren Mantra bei consense. Die Quintessenz ist wortwörtlich herauszulesen: Sowohl man selbst als auch das Gegenüber ist so, wie man ist, völlig in Ordnung. Daran ändert auch ein schlechter Tag oder eine stressige Phase nichts. Und auch hier landen wir wieder bei Punkt 1: Wir sehen meist nur einen kleinen Teil davon, was bei der anderen Person und in deren System vor sich geht. Eine positive Grundeinstellung zueinander hilft, sich trotz allem Drumherum wertschätzend und verständnisvoll zu begegnen.

3. Nix ist fix – auch unsere Verhaltensweisen nicht.

„Nix ist fix“ gehört zu den wichtigsten Werten von consense und bezieht sich zum einen auf das operative Doing, wie Teamkonstellationen, Aufgabenfelder und Arbeitsweisen. Spätestens seit der Fortbildung verstehe ich diesen Wert noch ein Stück besser. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Das Verhalten in Konfliktsituationen. Im Workshop stellte sich heraus, dass bei fast niemandem das tatsächliche Konfliktverhalten der eigenen Wunschvorstellung entsprach. Der Knackpunkt: Lange dachte ich, dass ich in Konflikten so agiere, wie ich agiere – weil ich so bin, wie ich bin. Und weil ich nun mal so bin, gibt es hier auch nur wenig Raum für Veränderungen. Falsch gedacht: Unsere Verhaltensmuster sind definitiv nicht fix. Das gilt für das gesamte Team. Seit diesem Modul bieten einige dem Gegenüber häufiger die Stirn, andere sind kompromissbereiter und wieder andere geben ihren eigenen Standpunkt nicht mehr so schnell auf.

4. Kampf den Füllwörtern und Weichmachern!

Klare Kommunikation ist wichtig. Und für klare Kommunikation braucht es weder Füllwörter noch Konjunktive oder „Vielleichts“. E-Mails werden auch nicht zur Ehrverletzung, wenn man „könntest du bitte eventuell heute noch, es wäre dringend“ durch „bitte erledige XY bis heute Abend“ ersetzt.

5. Nicht alle tragen ihre Wohlfühlverantwortung.  

Übernimmst du gerne die Führung? Und wie gut passt das zu der Verantwortung, die du aktuell trägst? In der Ausbildung haben wir uns diese Fragen gestellt und waren von den Antworten einiger Kolleg:innen überrascht. Daher mein Plädoyer: Reflektiert immer wieder, wie nah ihr eurer eigenen Wohlfühlverantwortung seid und fragt auch eure Kolleg:innen danach – bei der Aufstellung von neuen Teams und in der täglichen Zusammenarbeit. So wissen alle, wer sich über Unterstützung bei Entscheidungen freut, wer gerne selbst die Zügel in der Hand behält und wer sich bereit für die nächste Stufe fühlt.
 

Wir alle sind mehr als okay

Einige dieser Themen griffen weit tiefer als nur in den Arbeitskontext hinein. Man nehme also teils sehr persönliche Themen und füge eine Horde reflektierter Berater:innen hinzu, die im Daily Business nur selten den Raum dafür finden. Und dann hoffe man auf Coaches, die offen für Planänderungen sind – glücklicherweise war diese letzte Bedingung gegeben. An dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön an Saskia, Stephanie und Susanne für alles – vor allem für eure Empathie und Flexibilität.

Was die Fortbildungsreihe uns auch gezeigt hat: Für das Team ist es unheimlich wertvoll, wenn regelmäßig alle unter einem Dach zusammenkommen und die Gelegenheit erhalten, sich außerhalb des Daily Business auszutauschen. Durch die Gespräche während der Module wurde bei uns allen mehr Bewusstsein und Verständnis geschaffen für das, was die Einzelnen und die Teams beschäftigt. Die Berater:innenausbildung wurde damit übrigens zur Geburtsstunde der Reflexionstage, an denen wir uns nun regelmäßig einen Vormittag Zeit für uns und unsere internen Themen nehmen.

Autor:in

Marie Dammler

Marie schnuppert nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaft an der LMU München bei consense das erste mal Beratungsluft. Vorher lernte sie in einem Tech-Start Up im Marketing und Social Media-Bereich bereits die Unternehmensperspektive kennen. Sie ist psychologiebegeistert und hat Spaß daran, neue Konzepte zu entwickeln und an Formulierungen zu feilen.
Als Dorfkind durch und durch erfüllt sie gern das Klischee des Pferdemädchens und ist nach wie vor fasziniert davon, dass in der Stadt alle paar Minuten ein Bus fährt.

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