„taz“ Print nur noch am Wochenende: Der Anfang vom Ende der gedruckten Tageszeitungen?

Gerade machte die Nachricht Schlagzeilen, dass die linke Tageszeitung „taz“ ihre tägliche Printausgabe möglicherweise komplett einstellt und nur noch am Wochenende als gedruckte Zeitung erscheinen wird. Ist das jetzt der Anfang vom Ende der gedruckten Tageszeitungen?

Wie fast alle Tageszeitungen hat die taz in den letzten Jahren an Auflage verloren. An Reichweite konnte zwar im Gegensatz zu den meisten anderen Tageszeitungen zwar zulegen. Doch seit 2010 sank die gedruckte Auflage von rund 45.000 Exemplaren auf zuletzt 26.573. Nur die „taz am Wochenende“ blieb auflagentechnisch annähernd stabil.  

Es düster aus für den Print-Journalismus. Bei fast allen Zeitungen sinken nicht nur die Auflagen, sondern auch die Reichweiten. Für Geschäftsführer der taz, Karl-Heinz Ruch, ein klarer Fall, dass das Zeitalter der gedruckten Zeitung zu Ende geht. „Der Journalismus lebt im Netz weiter“, so Ruch. Er rechne damit, dass sich die Leser künftig überwiegend online über das Tagesgeschehen informieren.

Fehlende Aktualität

Ein nachvollziehbares Argument: Was Nachrichten angeht, kommt die gedruckte Zeitung immer zu spät. Sie sollte sich daher auf das konzentrieren, was sie besser kann: Analysen, Hintergrundberichte, Reportagen. Und dafür nehmen sich die meisten Leser nur noch am Wochenende Zeit – wenn überhaupt.

Die gedruckte Zeitung ist schon oft totgesagt worden. Nicht zuletzt auch aus ästhetischen Gründen: Vor mindestens zehn Jahren habe ich mal gelesen, dass speziell die Jüngeren, die heute gar nicht mehr so jung sind, zerfleddertes Zeitungspapier mit Druckerschwärze nicht in ihrer Wohnung haben wollen. Ein Nebenaspekt, der banal klingt, jedoch ebenfalls nicht zu unterschätzen ist. Bebilderte Wochenmagazine wie Spiegel, Focus und Stern haben in den letzten Jahren zwar auch viele Leser verloren. Sie stehen im Vergleich zu den meisten Tageszeitungen aber noch ganz gut da.

Zuverlässige Informationen

Der Journalismus in der gedruckten Tageszeitung ist vielseitig und lebendig. Aber er ist teuer. Für Nachrichten, bei denen Aktualität entscheidet, lohnen sich die hohen Investitionen nicht. Für Informationen, bei denen es auf Gründlichkeit und Tiefgang ankommt, dagegen schon. Und wie wichtig diese in Zeiten von Fake-News und manipulierten Nachrichten sind, betonen Medienwissenschaftler immer wieder. Wenn schon die 30- bis 40-Jährigen kaum noch Zeitung lesen, können ihre Kinder die „Kulturtechnik Zeitung" nicht mehr erlernen, warnen sie. Stattdessen würden sie damit groß werden, die Welt über das Handy zu begreifen. Das sei zwar smarter, schneller, lustiger. Aber gerade unerfahrenen Mediennutzern falle es schwer, aus dem unüberschaubaren Informationsangebot im Web zuverlässige Informationen zu ziehen.

Die Vertrauenswürdigkeit von Print hat jetzt auch eine Statista-Umfrage im Auftrag der Initiative Next.Media.Hamburg bestätigt. Demnach glaubt knapp die Hälfte der Deutschen über 30 Jahre, dass die klassische Tageszeitung überleben wird.

Eine gut gemachte Zeitung mit spannenden Reportagen, Hintergrundberichten und Meinungsbeiträgen, die man im Zug oder im Liegestuhl lesen kann, hat daher nach wie vor ihre Berechtigung. Vor allem am Wochenende, wenn ihre Leser Zeit haben.

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