In einer Zeit, in der Polarisierung die Gesellschaft zunehmend zu spalten droht, scheint es immer wichtiger zu werden, dass Unternehmen eine Haltung einnehmen. So positionieren sich immer mehr CEOs öffentlich zu gesellschaftspolitischen Themen. Doch einige sind noch skeptisch. Warum Schweigen dennoch keine Lösung ist.
Als Teil des sozialen Systems prägen Unternehmen das gesellschaftliche Leben und den Alltag vieler Menschen entscheidend. So weit, so klar. Während "Corporate Social Responsibility" (kurz CSR) daran appelliert, Verantwortung für das soziale, ökologische und ökonomische Handeln zu übernehmen, geht das Konzept der Corporate Political Responsibility (CPR) einen Schritt weiter. Es bezieht das politische Engagement von Unternehmen mit ein.
Das bedeutet also, das demokratische System zu stärken und zu schützen. Das ist keine Einbahnstraße, denn umgekehrt wird der Unternehmenserfolg maßgeblich von gesellschaftspolitischen Voraussetzungen beeinflusst. Versäumt ein Unternehmen beispielsweise sich klar gegen Rassismus zu positionieren, kann es das Vertrauen verlieren. Sowohl innerhalb der Belegschaft als auch bei den externen Anspruchsgruppen.
Wann macht es Sinn, sich politisch zu äußern?
Daraus ergibt sich für die Unternehmensführung eine besondere Verantwortung. Nicht nur, weil sie es sind, die das Unternehmen steuern. Sondern auch, weil ihnen besonders darin vertraut wird, dass sie das Richtige tun. Im Gegensatz zu Regierungschef:innen und Journalist:innen. So das Ergebnis des Edelmann Trust Barometer 2024.
Kein Wunder also, dass Führungskräfte gerade in Krisenzeiten eine Vorbildfunktion innehaben. Die sie auch ernst nehmen sollten. Denn: Wer sich zum Beispiel „Diversity und Inklusion“ als Unternehmenswert auf die Fahne geschrieben hat, sollte es nicht bei einem Lippenbekenntnis belassen. Nachhaltiges und vor allem ehrliches Engagement für eine offene, inklusive Gesellschaft sind gefragt. Dabei kommt es nicht darauf an, einer Debatte etwas Neues hinzuzufügen. Was zählt, ist, klare Kante zu zeigen. Schweigen lässt die Interpretation zu, den Angriff zu dulden.
Lautet die Devise also bei jeder gesellschaftlichen Debatte mitzumischen? Grundsätzlich macht es aus Unternehmensperspektive Sinn, sich vor allem dann zu äußern, wenn das Unternehmen Teil der Lösung sein kann und die Thematik bestenfalls in Verbindung mit dem Unternehmenskontext steht.
Wie gelingt die Kommunikation von politischen Statements?
Zunächst einmal sollten sich Geschäftsführer:innen ihrer Vorbildfunktion bewusst sein und überlegen, wie und wo sie sich am besten positionieren können. Mittlerweile haben sich beispielsweise Social-Media-Kanäle zu wichtigen Informationskanälen entwickelt.
Aber Vorsicht: Die Aussagen sollten keinesfalls bloße Marketing- oder PR-Maßnahme sein. Noch weniger sollte der Eindruck entstehen, dass Unternehmen mit ihrer Haltung für eine bestimmte Partei werben. Der Vorwurf, Pink- oder Greenwashing zu betreiben, steht sonst schnell im Raum. Empathie und Transparenz sind daher von besonders großer Relevanz.
Warum sich Corporate Political Responsibility für Unternehmen lohnt
Indem Führungspersonen als Unternehmensvertretung am öffentlichen Diskurs teilnehmen, erhalten Unternehmen ein Gesicht, mit dem sie sich Vertrauen in der Gesellschaft erarbeiten können. Dadurch lassen sich unternehmerische Missionen, Visionen und Ziele leichter transportieren und auch leben. Folglich steigt die Identifikation der Mitarbeitenden sowie die Glaubwürdigkeit des Unternehmens.
Das Konzept der Corporate Political Responsibility trägt allerdings nicht nur dazu bei, unsere demokratischen Werte zu wahren, sondern zahlt auch auf die Forderungen der Corporate Purpose Debatte ein. Denn gerade für die junge Generation steht die Frage nach der Sinnhaftigkeit des unternehmerischen Handelns im Vordergrund. Nicht der Umsatz, sondern soziales und politisches Engagement sind gefragt, wenn es um die Wahl des Arbeitgebers geht. Dazu gehört also auch eine Geschäftsführung, die Haltung zeigt.
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