Baustellen, neue Radwege, ÖPNV-Ausbau: In München ist die Verkehrswende sichtbar – und herausfordernd. Warum nachhaltige Mobilität ein echtes Change-Thema ist und wie Akzeptanz- und Positivkommunikation helfen, erklärt dieser Beitrag.
Mobilität prägt das Leben in der Stadt. Sie entscheidet über Lebensqualität, Gesundheit, Umwelt und Teilhabe. Doch wenn Straßen aufgerissen, Bahnen gesperrt oder Parkplätze gestrichen werden, wächst schnell Widerstand. Umso wichtiger ist es, den Wandel als das zu begreifen, was er ist: ein Change-Prozess, der Kommunikation, Dialog und Beteiligung braucht. Bei consense communications setzen wir in solchen Projekten auf zwei zentrale Ansätze: Akzeptanzkommunikation und Positivkommunikation. Nur wenn Veränderungen früh erklärt, transparent begleitet und mit einer klaren Vision verbunden werden, können Bürger*innen sie akzeptieren – und sogar mitgestalten.
München ist voller Baustellen. Sie betreffen Straßen, Plätze, U- und S-Bahn, Radwege oder Versorgungsleitungen. Kurzfristig bedeuten sie Umleitungen und Geduld. Langfristig schaffen sie neue Räume: breitere Radwege, bessere Aufenthaltsqualität, sicherere Kreuzungen, Platz für Bäume. Ein Beispiel: In der Innenstadt fallen an einigen Straßen Parkplätze weg, um Platz für Radverkehr und mehr Grün zu schaffen. An der Lindwurmstraße werden Fahrspuren reduziert, damit ein sicherer Radweg entstehen kann. Diese Veränderungen zeigen, dass Baustellen mehr sind als Störungen – sie sind Chancen für Transformation.
Die Verkehrswende in München konzentriert sich auf drei Achsen: ÖPNV, Bahn und Radverkehr.
- ÖPNV: U- und S-Bahn werden modernisiert, barrierefreie Zugänge geschaffen und Signaltechnik erneuert. Auf der S-Bahn-Stammstrecke finden regelmäßig Arbeiten statt, um Kapazitäten und Zuverlässigkeit zu erhöhen.
- Radverkehr: Mit dem Radentscheid, der 2019 vom Stadtrat beschlossen wurde, ist festgelegt, ein Rad-Vorrangnetz aufzubauen. Erste Projekte wie die Stadelheimer oder Zeppelinstraße sind umgesetzt. Zudem entsteht der erste Radschnellweg nach Unterschleißheim und Garching.
- Stadtentwicklung: In der Altstadt sollen oberirdische Parkplätze weitgehend verschwinden. An ihre Stelle treten Bäume, Sitzflächen und sichere Radwege.
Diese Projekte machen deutlich: München denkt Mobilität neu – nicht punktuell, sondern strukturell.
Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung bedeutet weit mehr als Klimaschutz. Sie betrifft Lebensqualität, soziale Gerechtigkeit und Alltagsroutinen. Solche Veränderungen erzeugen Konflikte – aber auch Chancen. Akzeptanzkommunikation hilft, diese Prozesse zu begleiten: Stakeholder werden früh eingebunden, Interessen sichtbar gemacht und Dialogräume geöffnet. Positivkommunikation rückt Gewinne in den Vordergrund – saubere Luft, mehr Platz, grünere Straßen. So wird der Wandel nicht als Belastung, sondern als gemeinsame Gestaltungsaufgabe verstanden.
Ein Blick ins Ausland zeigt, wohin die Reise gehen kann: In Kopenhagen dominieren Fahrräder den Stadtverkehr, Paris hat die Seineufer für Autos gesperrt und Boulevards begrünt. Wie wäre es mit dieser Vision für München? Eine autofreie Altstadt, durchgängige Rad-Vorrangrouten, Sharing-Angebote als Standard und eine enge Verknüpfung von Rad und ÖPNV. Neue Grünachsen und Baumreihen sorgen für Kühlung und Aufenthaltsqualität.
Nach Ende der Corona-Pandemie rufen viele Firmen das Motto „Back to Work“ aus. Damit stellt sich wieder die Frage: Wie kommen Beschäftigte nachhaltig zur Arbeit? Unternehmen tragen hier Verantwortung – und profitieren selbst davon.
- Viele übernehmen das Deutschlandticket oder beteiligen sich daran.
- Über Jobrad oder Dienstradleasing können Mitarbeitende hochwertige Fahrräder nutzen.
- Firmen verändern ihre Parkplatzpolitik – kostenlose Stellflächen verschwinden, alternative Angebote rücken in den Fokus.
Die Effekte sind klar: bessere CO₂-Bilanzen, gesündere Mitarbeitende, geringere Kosten und ein positives Image. Nachhaltige Mobilität wird so zum Win-Win für Firmen und Beschäftigte.
Auch politisch tut sich etwas: Die Stadt München treibt konsequent die Begrünung und Baummaßnahmen voran, plant umfangreiche Pflanzungen im Innenstadtbereich und richtet öffentliche Flächen neu aus, um Straßen zu begrünen, Hitze in der Stadt zu reduzieren (gemessene Unterschiede zwischen begrünten und versiegelten Flächen liegen teils bei mehreren Grad) und für Fußgänger attraktiver zu werden. Erste Projekte zeigen, wie sich Aufenthaltsqualität durch neue Bäume steigert und Autoverkehr bewusst reduziert wird. Solche Maßnahmen greifen tief in Alltagsgewohnheiten ein – und machen die Notwendigkeit professioneller Kommunikation deutlich.
Die IAA Mobility in München hat gezeigt, dass die Branche die Zeichen der Zeit erkannt hat. E-Mobilität, Sharing, vernetzte Lösungen – alles war präsent. Doch die Kritik bleibt: zu wenig Konsequenz, zu viele Showcases statt Verbindlichkeit. Die Frage ist nicht, ob die Verkehrswende kommt, sondern ob sie schnell und mutig genug umgesetzt wird. München steht dabei im Brennpunkt – und kann Vorbild für andere Städte werden, wenn der Wandel klar kommuniziert und konsequent gestaltet wird.
Nachhaltige Mobilität ist mehr als Technik – sie ist ein gesellschaftlicher Umbau. Baustellen sind sichtbare Zeichen dieses Wandels. Mit Akzeptanz- und Positivkommunikation können Konflikte abgefedert und Chancen sichtbar gemacht werden. München hat begonnen, Räume neu zu denken: weniger Parkplätze, mehr Radwege, bessere ÖPNV-Infrastruktur, mehr Bäume. Damit dieser Wandel gelingt, braucht es eine klare Vision – und Kommunikation, die Menschen nicht nur informiert, sondern überzeugt und einbindet.
Head of Sustainability consense communications GmbH (GPRA) Expertin für externe Unternehmenskommunikation und zertifizierte Nachhaltigkeitsmanagerin mit exzellentem Medienetzwerk.